BAP - der BIM Abwicklungsplan
(englisch: BEP – BIM Execution Plan)
Zusammenfassung
Der nachfolgende Artikel beschreibt, neben der Definition des BIM-Abwicklungsplanes mit dem Bezug zu BIM und den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA), die Entstehung bzw. Entwicklung des Grundlagen-Dokumentes für die Bearbeitung eines BIM-Projektes. Mit einer Übersicht über ein Muster-Inhaltsverzeichnis eines BAP werden die inhaltlichen Eckpfeiler sichtbar gemacht sowie Inhalte, Strukturen, Prozesse und Rollen veranschaulicht. Abschließend werden Vorteile, Nutzen und der Mehrwert für alle Projektbeteiligten aufgezeigt.
Definition, Bezug zu BIM und AIA
Der BIM-Abwicklungsplan, kurz BAP, ist in einem BIM-Projekt die detaillierte Antwort des Planers auf die Vorgaben des Bauherrn. Es handelt sich um eine Umsetzungserläuterung aller projektspezifischer Festlegungen, die in den Auftraggeber-Informationsanforderungen, kurz AIA, formuliert wurden. Dabei werden die BIM-bezogenen Aufgaben, Ziele, Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten zu Projektbeginn für alle beteiligten definiert. Auch spielen hier die sogenannten 5W-Fragen eine große Rolle: Wer? bekommt Wann? vom Wem? auf welchem Weg? Wie geartete Informationen?
Das „Was“ wird also eher in den AIA geregelt, während das „Wie“ dem BAP vorzubehalten sei. Auch wenn der Planer für den BIM-Abwicklungsplan verantwortlich ist, im Gegensatz zu den AIA, die in der Regel vom Bauherrn und Auftraggeber vorgegeben werden, so ist es doch sinnvoll, wenn der Planer eine Leitstruktur durch den Bauherrn vorgegeben bekommt, z. Bsp. in Form einer BAP-Vorlage, die dann perfekt zu seinen AIA passt. Das ergibt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein weiterverwendbares Dokument für den Bauherrn und der Planer kann die Wünsche aus den AIA besser verstehen, einordnen und umsetzen.
Wie entwickelt sich der BAP?
Die Vorgabe zur Umsetzung der BIM-Arbeitsweise in einem Bauprojekt sowie die Beauftragung der Erstellung eines BIM-Abwicklungsplanes erfolgt in der Regel durch den Bauherrn und wird meist durch BIM-Manager oder BIM-Koordinatoren realisiert, seltener durch den Generalplaner oder Generalunternehmer.
Der BIM-Abwicklungsplan setzt die Auftraggeber-Informationsanforderung voraus, da der BAP daraus entwickelt wird und somit die AIA seine wichtigste inhaltlich Grundlage darstellt. Die in den AIA definierten BIM-Ziele sowie alle vorgegebenen relevanten Informationen, werden im BIM-Abwicklungsplan konkretisiert, abgestimmt und detailliert ausformuliert. Dabei hängt die Festlegung der Attribute individuell von den gewählten Anwendungsfällen ab.
Während der Projektlaufzeit wird die Einhaltung dieser konkreten Vorgaben durch den BIM-Gesamtkoordinator überwacht.
Muster-Inhaltsverzeichnis: diese Informationen sollten grundsätzlich enthalten sein
- Allgemeines, Nutzen, Ziel, geltende Vorgabe-AIA
- Projektinformationen: Name, Beschreibung, Lage, AG, Ansprechpartner
- BIM-Anwendungsfälle sowie weiterführende Vereinbarungen
- Digitale Grundlagen und Liefergegenstände
- Projektorganisation: Organigramm, Rollen und Verantwortlichkeiten
- Strategie und Zusammenarbeit
- Datadrops: Terminplan mit Zeitpunkten für die Liefergegenstände
- Qualitätssicherung
- Projektspezifische Modellierungsanforderungen: Struktur und Inhalte
- Technologien: Datenumgebung, Software, Austausch- und Übergabeformate
- Anlagenverzeichnis: weiterführende projektspezifische Dokumente
Vorteile, Nutzen und Mehrwert
Der BIM-Abwicklungsplan ist die Antwort und die Lösung des Auftragnehmers auf den vom Auftraggeber in den AIA beschriebenen Daten- und Informationsbedarf. Er beinhaltet die Umsetzungsstrategie für die beauftragten Leistungsphasen und garantiert die Durchführung der beschriebenen Lieferpflichten. Damit ist klar definiert und strukturiert, welche Informationen, wann, von wem, wo und wie zu übergeben sind.
Nachfolgende Inhalte sollten wesentlicher Bestandteil des BAP sein:
- das BIM-Organigramm, also die Verteilung der BIM-spezifischen Rollen auf die Projektbeteiligten (z.B. BIM-Koordinator, BIM-Gesamtkoordinator, BIM-Manager)
- die Bestimmung der BIM-Methode, der verwendeten Software und der Schnittstellen
- die Realisierungsmethode der vereinbarten BIM-Anwendungsfälle, also die Art und Weise wie die AWF im Projekt umgesetzt werden
- die Festlegung des Modellaufbaus (Begrifflichkeiten, Strukturierung, inhaltliche Zuordnungen)
- Erläuterung der Detailierungstiefe (LOD, LOI) für die Leitungsphasen und die BIM-Anwendungsfälle
- Vereinbarungen zur Koordination, also die Abstimmung der Einzelaktivitäten im Gesamtprozess, und zur technischen Umsetzung
- Festlegung zur Kollaboration, also zur Art und Weise der Zusammenarbeit, zur Qualitätssicherung, zur Durchführung der Prüfläufe und zu den Verantwortlichkeiten im Änderungs- und Aufgabenmanagement
- Konkretisierung des Projektterminplans mit Meilensteinen zu den BIM-Abgaben an den Auftraggeber
- zu beachtenden und umzusetzende Anlage-Dokumente, Vorlage-Dateien, etc. (wie z.B. Modellierungsrichtlinie, Attribuierungsliste, Schnittstellen-Dateien für die Übergabe von Objektinformationen)
Die Vorteile und der Nutzen ergeben sich für alle Projektbeteiligten aus der Planungs-, Kosten- und Terminsicherheit, der Optimierung von Arbeitsabläufen und Ergebnissen, dem transparenten Informationsaustausch und damit minimierten Schnittstellenverlusten, der angepassten kollaborativen Zusammenarbeit in einem Projektraum und einem Gesamtmodell und nicht zuletzt der Qualitätssicherung und Steigerung der Effizienz.