Eine grundsätzliche Frage: openBIM oder closedBIM?

In der Modellbearbeitung gibt es zwei Herangehensweisen, das closedBIM und das openBIM. Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Systeme in der Datenhaltung, nicht aber in der Frage dessen, was die Inhalte sind.


closedBIM

closedBIM ist ein top-down-Prozess.
Es gibt Auftraggeber, die closedBIM bereits seit vielen Jahren umsetzen, die eine ganz konkrete Vorstellung von ihren Ansprüchen haben. Diese Firmen haben über einen langen Zeitraum festgestellt, wie sie ihre Daten am besten verwalten, wie sie am meisten Nutzen daraus ziehen, und das können sie nur, wenn die Daten eine ganz bestimmte Art und Weise der Struktur, des Aufbaus und der Nummerierung haben.

Der Auftragnehmer erhält zu Projektbeginn ein Paket an Informationen, so etwas wie einen CAD-Leitfaden, Wenn alle im Planungsprojekt alles nach diesen Richtlinien umsetzen, kann der AG sehr viele Daten oder BIM-Anwendungsfälle für sich nutzen.

 

bimventure_BIM_closed

 

Kern dessen ist ein zentrales Modell in einem proprietären Datenformat. In vielen Fällen steht auch ein großzügiger Bestandsdatensatz an Informationen zu Gebäuden zur Verfügung. Der für die Planung eines Umbaus oder Anbaus beauftragte Auftragenehmer bekommt Daten aus diesem Modell und arbeitt mit einer vorgeschriebenen Software nach vorgeschriebenen Richtlinien und auf vorgeschriebenen Wegen.

 

openBIM

Die zweite Möglichkeit ein BIM-Projekt umzusetzen, ist die Verfahrensweise des openBIM. Das ist ein bottom-up-Prozess bei dem freigestellt ist, mit welcher Software die Auftragnehmer arbeiten.

 

bimventure_BIM_open

 

Kern des Prozesses ist hier das sogenannten federated model. Dafür müssen sich alle Planungsbeteiligen in irgendeiner Form mit den anderen Projektbeteiligten zu Beginn des Projekts darüber einig werden, womit Sie arbeiten und wie Sie arbeiten. Sämtlich W-Fragen müssen dann individuell geklärt werden! WER bekommt WANN von WEM, auf WELCHEM Weg, WELCHE wie auch immer gearteten und dargestellten Informationen, um dann den größten gemeinsamen Nenner ihrer Daten zu finden, um einen möglichst guten Datenaustausch zu erreichen.

Hier geht es um das Thema Schnittstellen. Grundsätzlich gilt: keine Schnittstelle ist die einzig gute Schnittstelle, da man ansonsten immer mit dem Problem der Datenverluste zu kämpfen hat. Im openBIM hat man aber auch den Vorteil, dass Auftragnehmer theoretisch in allen Projekten mitwirken können, ohne direkt eine neue Software kaufen zu müssen. Voraussetzung dafür ist eine vorhandene Software, die mit einer IFC-Schnittstelle ausgestattet und über buildingSMART zum Thema openBIM zertifiziert ist.

Eine gelungene Metapher für ein openBIM-Projekt ist der Turmbau zu Babel. Alle reden in ihrer Sprache, aber untereinander findet keine Verständigung statt. Innerhalb dieser babylonischen Sprachverwirrung müssen alle versuchen, Ihr Projekt gemeinsam zu erschaffen, was mit zunehmender Projektgröße immer schwieriger wird. Wie kann da der Workflow aussehen?

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Ausschnitt aus einem BIM-workflow

 

Das mag auf den ersten Blick eine kaum verständliche Darstellung eines Datenaustauschs sein, aber hier wird genau festgelegt, in welchen Digitalprozessen eine Datei bzw. ein Modell, ein Plan oder welches Dokument auch immer, innerhalb dieses BIM-Prozesses entsteht und wie und wo es von A nach B gelangen.

Hilfreich ist es, jemanden im Team zu haben, der sich mit diesen Prozessen auseinandersetzen mag. Jemanden, der Datenbanken liebt, mit technischer Begeisterung.

Autor/in

Brigitta Fiesel