Die Auftraggeberinformationen – kurz AIA - bilden die Grundlage Ihrer unternehmensinternen BIM-Anforderungen an ein Bauprojekt. Sie treffen hier Festlegungen, die vom ersten Planungsgedanken bis zum viele Jahre späteren Umbau oder Rückbau des Bauwerkes relevant sind.
Bedeutung der AIA für den Bauherrn / den Betreiber
Bei den AIA handelt es sich um ein Dokument, das Bauherrn oder Besitzer großer Liegenschaften in einem BIM-Projekt deren Auftragnehmern übergeben und vertraglich als Grundlage festschreiben.
Es ist also unabdingbar, dass der Bauherr diese AIA sehr sorgfältig erstellt. Im Idealfall ist bei der Entwicklung und Ausformulierung ein BIM-Berater unterstützend tätig. Im Ergebnis liegt dann ein juristisch belastbares Dokument vor, welches Teil des Planervertrags wird.
Bedeutung der AIA für die Planer
Für den Planer bilden die AIA des Auftraggebers die Grundlage zur Erstellung eines Angebots, auf dessen Grundlage bei Beauftragung ein BAP (BIM-Abwicklungsplan oder auch BIM-Ausführungsplan) zu schreiben ist. Dann helfen gut formulierten AIA in der korrekten Bewertung der anstehenden Tätigkeiten.
Grundlagen der AIA
Die Entscheidung, die der Formulierung der AIA vorausgeht, ist die grundsätzliche Festlegung der Unternehmensleitung BIM als Methode zur Erreichung, Stabilisierung und Verfolgung von Projekt- oder Unternehmenszielen zu implementieren.
Diese Ziele werden mit dem BIM-Berater erarbeitet, aus denen die folgerichtigen BIM-Anwendungsfälle abgeleitet werden. Zur korrekten Umsetzung der Anwendungsfälle ist es von großer Bedeutung die dazu notwendigen Informationen detailliert beschrieben werden. Der Fokus liegt hier auf dem Detail: je konkreter der Bauherr seine Informationsanforderung beschreibt, desto höher ist die Chance, dass er auch genau die benötigten Informationen zum richtigen Zeitpunkt von den Planern geliefert bekommt.
Die Inhalte der AIA
Aber wie findet man nun die richtigen Inhalte für eindeutige Auftraggeberinformationen?
Helfen können hierbei die 5W-Fragen:
WER gibt WEM WANN und auf WELCHEM WEG WIE geartete Informationen?
Und wenn dazu erklärt wird, WARUM alle diese Anforderungen im BIM-Prozess vereinen sind, dann kann der Auftragnehmer die Wünsche besser bewerten und richtig umsetzen.
Wichtig ist es auch, die Rollen und Zuständigkeiten der einzelnen am BIM-Prozess Beteiligten genau zu definieren. Zur Zuordnung gibt es bisher keine gesetzliche Einigung, daher müssen die Erwartungen genau definiert und in einem Organigramm strukturiert werden.
Die Erstellung eines BIM-Rahmenterminplanes ist eine weitere Grundlage der AIA. Es geht darum, durch die Arbeit aller planenden Gewerke an einem gemeinsamen Modell Planungsunstimmigkeiten zu beheben, bevor die Baustelle beginnt. Die Zeit, die für durchdachte Planung genutzt wird, sorgt hinterher auf der Baustelle für einen zügigen störungsfreien Bauablauf.
Für die gemeinsame Arbeit an einem BIM-Modell aller Fachplaner ist zunächst die Entscheidung für ein openBIM oder ein closedBIM Projekt zu treffen. Auf dieser Grundlage wird die unternehmenseigene Modellierungsrichtlinie, die für alle Projektbeteiligten zwingend Gültigkeit hat, erstellt. Diese dezidierten Vorschriften und ein Glossar sorgen dafür, dass alle im Modell die gleiche Sprache sprechen. Sie erläutern den LOD und LOI, die Attribuierung und sonstige Anforderungen. Grafiken und Visualisierungen helfen dabei, eindeutige Aussagen zu machen.
Wie geht man beim Erstellen der AIA konkret vor?
Die Aufgabe des Bauherrn beim Erstellen der AIA liegt primär in der Formulierung der Ziele, sowie der Zusammenstellung aller einzuarbeitenden Informationen, die aus den Abteilungen Ihres Unternehmens eingeholt werden müssen, aus denen dann eindeutige Inhalte und Festlegungen werden.
Dies benötigt ausreichend Zeit, denn dies ist die Grundlage aller zukünftigen Projekte und der Nachbearbeitung aller Bestandsprojekte Ihres Unternehmens. Die Ausarbeitung der AIA ist abschließend durch die Vertragsabteilung prüfen und gegebenfalls sind Anpassung an bereits bestehende Unternehmensdokumente nötig.
Für das Verständnis der AIA ist es wichtig, dass die AIA auf den Punkt formuliert und so kurz wie möglich sind.
Die AIA in einem Merksatz
AIA müssen
KURZ
KNAPP und in der richtigen
REIHENFOLGE = der Reihenfolge der einzelnen BIM-Bearbeitungsschritte geschrieben sein!
Es gibt keine Standard-AIA und auch keinenStandard-BAP: Die Anforderungen eines Unternehmens sind so einzigartig wie das Unternehmen selbst.
Drohende Probleme ohne AIA
Die BIM-Implementierung scheitert, wenn sie nicht akribisch vorbereitet und auf das Unternehmen angepasst ist, schon bevor alles richtig begonnen hat. Denn dann wird man vermutlich für die Umstellung auf BIM im Unternehmen nur noch wenig Akzeptanz finden – keine gute Grundlage für Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit des Unternehmens.
Für die AIA gilt, die Ziele und BIM-Anwendungsfälle herauszufiltern, die genau dem Unternehmen nutzen. Damit die BIM-Anwendungsfälle auch wirklich wie geplant umgesetzt und damit die BIM-Ziele erreicht werden können, müssen die Modelle, Pläne, Listen und alle weiteren Daten sehr spezifische Eigenschaften haben, denn nur so können sie auch ohne Reibungsverluste digital weiterverarbeitet werden.
Last but not least sind die AIA ein Vertragsbestandteil und wie bei jedem guten Vertrag führen Klarheit und Eindeutigkeit zu weniger Streitfällen bzw. zu einem guten Miteinander. Im Idealfall sind Nachträge ebenfalls nicht zu befürchten.
Wenn klar ist, dass mit der Methode BIM aktuell nicht optimal laufende Prozesse verbessert werden können, damit ein Projekt stabiler wird und für beide Seiten verlässlicher zu kalkulieren ist, dann ist es eventuell möglich, schon von Beginn an über realistische Zeiten und Honorare zu sprechen.
Und da das Einhalten von Projektzeiten und -budgets BIM-Ziele sind, die eigentlich jeder Bauherr seinem Projekt voranstellt, muss den AIA dieser hohe Stellenwert für den Projekterfolg zuerkannt werden.